Eine Sprache zu lernen ist eine bereichernde Erfahrung, die über den linguistischen Aspekt herausgeht. Sie bringt uns anderen Kulturen und Formen die Realität zu erleben und verstehen näher. Dies ist jedoch ein komplexer Prozess, der einen hohen Grad an Anstrengung und Aufwand verlangt und dessen wir uns oft nicht bewusst sind. So wie dies auch beim Erlernen von vielen anderen Fähigkeiten geschieht, träumen wir oft schon vom finalen Resultat ohne die Arbeit, die investiert werden muss, zu visualisieren. Dies führt häufig dazu, dass wir unsere Absicht aufgeben, sobald wir das Ausmass der aufzubringenden Bemühungen erahnen. Damit genau dies nicht passiert, geben wir dir in diesem Artikel einige Ideen, die sehr hilfreich sein können. Das Ziel ist, dass du dir ein realistisches Bild dieses „Abenteuers“ machst, in das du dich begibst und so eine positive Einstellung gegenüber dem Lernprozess einnimmst, die ihn letztendlich vorantreibt statt ihn zu verhindern.
1. Ohne Eile, aber pausenlos
Der Lernprozess einer Sprache findet kein Ende. Du wirst niemals am Ende anlangen, nicht einmal bei deiner Muttersprache. Deshalb versuch den Prozess langsam, aber ohne Pausen anzugehen, da es sich hierbei um einen Langstreckenlauf handelt. Setzte dir in jedem Moment realistische und kurzfristige Ziele, die deinen Bedürfnissen entsprechen. Überarbeite die Ziele und stecke dir neue oder andere, wenn du es für nötig hältst.
Denk zum Beispiel an den Grund, der dazu geführt hat, die Sprache zu lernen (eine Reise, eine Arbeit, etc.) und konzentriere dich auf das Erlernen des relevanten Wortschatzes. Wende eine Strategie an, die sich deinem Lernstil anpasst und evaluiere das Erreichen deines Ziels. Wenn nötig, suche eine alternative Strategie den Wortschatz zu erlernen oder kreiere ein eigenes Hilfs- oder Lernmittel, das deinen Bedürfnissen und Erfahrung beim Sprachenlernen am ehesten entspricht.
2. Sei dir von Anfang an bewusst, dass es nicht einfach sein wird
Eine Sprache zu lernen ist immer schwierig und erfordert Zeit, Wille und Durchhaltevermögen. Auf den Anfängerstufen, wenn man noch keine (oder kaum) Kenntnisse hat, ist das Gefühl viel und schnell zu lernen sehr befriedigend und ermutigend. Auf den höheren Stufen, wenn schon ein gewisses Niveau erreicht wurde, wird der Lernprozess als langsamer, schwerfälliger und eventuell kurzfristig als weniger ermutigend als am Anfang empfunden. Versuche dir in diesen Momenten in Erinnerung zu rufen, welche Gründe dich dazu bewegt haben, die Sprache zu lernen. Fühle erneut, was du eigentlich erreichen wolltest.
Es wird auch unangenehme Momente geben, in denen du nicht verstehst oder verstanden wirst. Auch Momente der Frustration, während denen du das Gefühl hast nicht weiterzukommen oder ganz einfach schlechte Tage werden vorkommen, an denen es besser ist, abzuschalten und auszuruhen, um so den Lernprozess mit mehr Energie angehen zu können. All das ist normal und gehört zum Lernprozess. Wir müssen mit diesen Schwierigkeiten rechnen, so wie wir auch auf die vielen Erfolgsmomente, die uns das Erlernen einer Sprache gibt, zählen dürfen.
3. Vergleich dich nicht
Für gewöhnlich vergleichen wir uns mit anderen Personen, die auch eine Sprache lernen. Dies können Klassenkollegen sein, Personen, die wie du eine Zeit lang im Ausland leben….Manchmal werden sogar auch Vergleiche mit Muttersprachlern, vor allem bezüglich des Redeflusses und der Aussprache, angestellt. Ja, natürlich wollen wir wie ein Muttersprachler sprechen! Es kann durchaus sein, dass diese Art von Vergleichen, wenn wir sie vorsichtig anstellen, motivieren kann. In den meisten Fällen jedoch bedeuten sie nur eine weitere unnötige Quelle der Frustration. Wir haben alle unsere Stärken und Schwächen. Finde heraus, welches deine sind und suche Strategien und Hilfsmittel, die dir dabei helfen, die schwachen Punkte zu verbessern.
4. Positive Einstellung gegenüber Fehlern
Angst und Scham sind zwei Gefühle, die wir zu oft beim Lernen einer Sprache spüren: Wir haben Angst, Fehler zu machen oder schämen uns der Fehler, die wir begangen haben. In diesem Sinn ist es von Vorteil folgende Punkte präsent zu haben:
Fehler zu machen ist unvermeidlich und ein wesentlicher Teil des Sprachenlernens. Was auch immer du tust, Fehler werden gemacht. Und zwar oft. Dies ist absolut normal.
Am wichtigsten ist es, kommunizieren zu können und dies ungeachtet der Korrekturen, die angebracht werden müssen.
Die Perfektion existiert nicht und deshalb ein unrealistisches und auch kein nützliches Ziel. Immer korrekter und besser zu sprechen hingegen, ist ein sinnvolles Ziel.
Wenn du nicht sprichst, weil du Angst hast Fehler oder dich lächerlich zu machen, verpasst du viele Übungsgelegenheiten und wirst deshalb im Lernprozess weniger schnell vorwärtskommen.
Die Korrektur unserer Fehler stellen Verbesserungsgelegenheiten dar. Sie sind keine Kritik an unseren Fähigkeiten. Schreibe dir diejenigen Fehler auf, die du am häufigsten begehst oder die am wichtigsten für dich sind. Analysiere sie und versuche sie zu korrigieren.
5. Beachte alle Kompetenzen
Eine Fremdsprach zu lernen heisst eine kommunikative Fähigkeit zu entwickeln, die, wie alle Fähigkeiten, geübt werden muss. Aus diesem Grund ist es nötig, aktiv Situationen zu suchen, in denen du sprechen und deine mündliche Kompetenz ausüben kannst (Sprachtandems, Konversationen mit Nachbarn, etc.). Es ist klar, dass du keine Sprache sprechen lernst, wenn du nur Grammatikübungen machst, so wie es auch klar ist, dass Grammatik, Lektüre und Schreiben Aspekte sind, denen man Zeit widmen muss. Der Grund, der dich zum Erlernen der Sprache geführt hat, sowie dein Lernstil bestimmen, wie viel Zeitaufwand jede Kompetenz benötigt.